Abschied von Sydney

Unseren letzten Abend in Sydney verbringen wir – na, wo schon? – im Opera House. Das heutige Programm lautet „Young Russians”: Prokoffiev, Rachmaninov, Shostakovitch. Um zu unseren Plätzen zu gelangen, müssen wir eine Wendeltreppe hinauf, denn wir sitzen seitlich über dem Orchester. Der riesige Saal wirkt edel mit seinen raffiniert gegliederten Holzvertäfelungen, und auch die Akustik gefällt. Die äußere Form des Gebäudes läßt sich von innen nur schwer erahnen, aus den beiden Foyers und den seitlichen Zugängen heraus hingegen schon. Sind es Segel? Sind es Muscheln? Mich erinnern die in einem Punkt zusammenlaufenden Rippen der markanten Dachschalen eher an gespreizte Fächer.

Der ursprüngliche Entwurf sah die Opernbühne in der großen und den Konzertsaal in der kleinen Halle vor. Aus Kostengründen hat man damals getauscht. Jetzt ist der Opernsaal zu klein und die Concert Hall zu groß, einige Stuhlreihen bleiben heute leer, viele Zuhörer scheinen zudem nur wegen des Pianisten gekommen zu sein und verlassen das Konzert nach der Pause. Wir hingegen genehmigen uns ein Glas Sekt, ausgeschenkt von einem Barkeeper, der uns sofort als Deutsche erkennt, ist er doch selber einer.

Wie verbringt man in Sydney einen Regentag, wenn man nur noch eine einzige Attraktion auf dem Touristenpaß hat? Der Sydney Tower fällt flach, mangels Sicht. Aber es gibt ja noch das Wild Life am Darling Harbour. Das aus dem Taronga Zoo bereits vertraute Spiel „finde das Tier im Gehege” ist hier deutlich öfter von Erfolg gekrönt, schon weil die Gehege kleiner sind. Schlecht für die Tiere, aber gut für uns. Vom Schmetterling über grüne Schlangen und Frösche bis hin zum Krokodil ist hier alles vertreten, allein die Koalas zeigen sich allesamt schlafend. Wahrscheinlich, weil das halt neben dem Fressen ihre Lieblingsbeschäftigung ist. Die bunten Sittiche hingegen haben viel Platz nach oben, man sieht den Schwarm hin und wieder von links nach rechts fliegen oder auch von rechts nach links.

Obwohl sich das Wetter auch am Abreisetag nicht gerade freundlich zeigt, fällt doch der Abschied recht schwer. Man möchte noch zehnmal in den botanischen Garten gehen oder endlich einmal die Art Gallery besuchen, auf die man täglich aus dem Fenster des Hotelzimmers hinübergesehen hat. Man hat keine Gelegenheit gefunden, Känguruhfleisch zu essen, man kennt nicht die Weinregion, wo der berühmte Shiraz angebaut wird. Und man ist nicht zu Fuß über die Harbour Bridge gelaufen.

Alles Gründe, gelegentlich noch einmal wiederzukommen. Es ist ja nicht weit, gerade einmal die 20 Flugstunden, die wir nun zurückfliegen werden. Die Bank im Cook + Phillip Park, aus den Fenstern des Konservatoriums mit klassischer Musik beschallt, erkläre ich schon einmal zu meinem Lieblingsplatz.

Category: Allgemein, Sydney
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