Im Dom und um den Dom herum

Mein Schweizer Taschenmesser, genau wie die Taschenlampe ein praktisches Immer-dabei-Utensil, darf nicht mit in den Mailänder Dom. Und Schließfächer gibt es hier keine. Auch nicht im Ticket Office. Und nun? Eine Option wäre, daß immer nur einer von uns in den Dom, in die Ausgrabung und auf die Dachterrasse geht und der andere so lange draußen dem Werkzeug Gesellschaft leistet. Gute Ideen brauchen manchmal ein Weilchen, schließlich investiere ich 5€ Trinkgeld in jemanden, dem ich es für drei Stunden anvertrauen kann. Eine noch bessere Idee wäre freilich gewesen, den nachfolgenden Museumsbesuch vorzuziehen und dann das dortige Schließfach noch ein wenig länger in Anspruch zu nehmen.

Im Inneren des Duomo ist für die Besucher Stille angesagt. So kommt das Hämmern und Klopfen der Bauarbeiten besser zur Geltung. Man kann heute nur den rechten Teil des Kirchenschiffes begehen, aber bei der enormen Größe dieses Bauwerks genügt das vollkommen. Wir bewundern ausgiebig die unzähligen Glasfenster mit Motiven aus der Bibel, steigen in die Krypta zum kristallenen Sarg hinab und besuchen zum Schluß noch die Ausgrabungen unter dem Domplatz.

Die Terrazza, also das Dach des Kirchenschiffes, leistet sich den Luxus einer eigenen Zugangskontrolle samt Warteschlange. Alles an meiner Fototasche ist kontrollwürdig, sogar die Batterie der Taschenlampe und das Fläschchen mit der Sensor-Reinigungsflüssigkeit. Endlich oben angekommen, bietet sich ein wunderschöner Ausblick auf die Stadt und die nahe gelegenen, zum Teil schneebedeckten Berge.

Satt Gesehene dürfen sodann den Schildern zum Ausgang folgen. Einige von ihnen erleben jedoch eine böse Überraschung, denn die Treppe am Ende des weitläufigen Daches führt direkt in den Dom, und wer nur das Dachterrassen-Ticket erworben hat, wird am Einstieg in den Ausstieg wieder zurückgeschickt zur anderen Domseite. Wir dürfen zum Glück passieren. Und wissen nun auch, daß wir durch den Umweg über das Dach eine der beiden Warteschlangen hätten vermeiden können. Am Ende ist man halt immer schlauer als vorher.

Vom Domplatz ist es nur ein kurzes Stück bis zur Scala, einem überraschend schmucklosen Gebäude. Über das gleichnamige Museum darf der Opernfreund einen Blick in den Zuschauerraum erhaschen. Ja, dieses Haus ist ein wahrhaft würdiger Rahmen für die Opern von Verdi, Donizetti, Rossini und all den anderen. Hier sind Größen wie Enrico Caruso und Maria Callas aufgetreten, hier wurden Nabucco, Otello und Turandot uraufgeführt. Heute bleibt es beim Blick aus einer der Logen, für übermorgen aber haben wir Karten.

Besonders stolz ist man in Mailand auch auf Leonardo da Vinci, der hier sein berühmtes „Letzte Abendmahl“ in eine kleine Kirche gepinselt hat. Leider ist das Original stark verblaßt, das „Leonardo3“ Museum hat es aber digital in den Zustand direkt nach seiner Fertigstellung versetzt, sogar die Farbtöpfe und Pinsel des Malers stehen noch herum. Kernthema des Museums sind aber die Modelle, die nach den Funktionszeichnungen des Genies angefertigt wurden, insbesondere Flugmaschinen und andere Fortbewegungsmittel, aber auch ein mechanischer Löwe und allerlei Kriegsgerät.

Die Westfassade des Doms ist nachts romantisch beleuchtet und spiegelt sich im regennassen Pflaster. Und die Metrozüge sind abends rammelvoll.

Category: Allgemein, Venedig 2018
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