Trondheim

Die Landschaft südlich von Mo i Rana ist waldreich und die Straße gut ausgebaut, Fluss und Eisenbahn begleiten uns mal zur Linken und mal zur Rechten. Bei Trofors gibt es einen schönen Wasserfall, den Laksforsen. Den besten Blick hat man vom Café aus, in gut einer halben Stunde fahren wir wieder ab, heißt es. Aber das Café hat noch geschlossen, und so wird nun doch zu einer zeitnahen Weiterfahrt geblasen. Leider haben sich die Mitreisenden, denen mehr nach einem guten Fotostandort als nach einem Kaffee ist, längst schon außer Sicht- und Rufweite begeben, denn der Cafébesitzer hat ringsum alles, was mit dem Blick von seiner Terrasse konkurrieren könnte, gründlich mit Sichtschutz vernagelt. Und so bleibt das Gesamterlebnis unter dem Strich etwas schal, denn die sich nun doch in die Länge ziehende Wartezeit bis zur Abfahrt hätte man ja auch in die eigene Motivsuche investieren können.

Pausenzeiten für Busfahrer sind zwingend einzuhalten. Wenn das in der Nachsaison nur immer so einfach zu bewerkstelligen wäre! Aber an der darauffolgenden Tankstelle gibt es nur ein einziges Klo, da summieren sich die Zeiten für die Verrichtungen schnell auf die für Thorsten vorgeschriebenen 15 Minuten.

Für die Mittagspause ist eine knappe Dreiviertelstunde eingeplant, aber im Café gibt es nur lätscherte Sandwiches. Und was müssen norwegische LKW-Fahrer doch für Hünen sein: auf der Herrentoilette ist das Urinal so hoch oben angebracht, dass selbst ein stattlicher 1,79-Mann wie ich sein Geschäft auf Zehenspitzen verrichten muss.

Gegen Abend erreichen wir Trondheim. Die Gegend um den Trondheimfjord ist eine liebliche und erinnert mit ihren Hügeln und Wiesen und Kornfeldern eher an eine liebliche Hegaulandschaft mit Bodensee als an norwegische Fjorde.

Wir betreten das Scandic Hotel durch den Hintereingang, denn es liegt inmitten der malerischen Altstadt, und der Bus kann vorne nicht parken. Zum Glück gibt es einen Aufzug, so dass wir die schweren Reisekoffer nicht die Treppe hinaufschleppen müssen. Aber wie das so ist mit Aufzügen in Hotels, fahren sie nicht ab, wenn niemand mehr hineinpasst, sondern wenn niemand der davor Wartenden mehr den Rufknopf drückt, denn dann öffnet sich die Tür wieder. Dieser hier treibt das Spielchen aber auch ohne dass jemand gedrückt hätte. Kaputt? Mitnichten. Aber es ist kein normaler Aufzug, die Damen vor uns stehen im Rollstuhllift. Und der fährt nur, so lange die Taste gedrückt bleibt. Es hätte einen barrierefreien Fußweg außen um das Hotel herum gegeben, aber wer weiss das schon?

Da wir auf mehrere Stockwerke verteilt untergebracht sind und mit 24 Personen, 24 Reisekoffern und 24 Handgepäckstücken mehr als eine Aufzugkabine füllen, geht es auch im Lift zu den Etagen recht eng zu. Am besten sortiert man sich schon beim Einsteigen so, dass die Gäste der unteren Etagen vorne an der Tür stehen. Pech nur, wenn sich oben dann die hintere Tür öffnet. Aber diese Scandic-Kette ist eh so ein Fall: zum Beispiel muss man die Zimmer beim Weggehen mittels der Schlüsselkarte verschließen. Macht man es so wie überall sonst, bleibt die Tür offen. Und auch das Anmelden im WLAN funktioniert nur, wenn man den Trick heraus hat, das Netz des vorherigen Hotels vorher komplett zu löschen.

Trondheim ist Universitätsstadt, und wie in allen Städten mit einer studentischen Bevölkerung ist günstiger Wohnraum gefragt. Die schönen alten Holzhäuser wären anderenfalls vielleicht schon längst Geschichte. Da wir heute in einem urigen Lokal in einem dieser Häuser essen, lernen wir einen typischen Straßenzug quasi aus nächster Nähe kennen. Die Tische im „Baklandet Skydsstation“ sind klein und niedrig, und es gibt Suppe. Im ersten Gang ohne Fisch, im zweiten mit, und als Dessert Panacotta mit Waldfrüchten.

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