Über Schweden nach Norwegen

Die Nummer 827 ist eine Innenkabine, hat also kein Fenster. Und Internet gibt es hier auch keines. Das Schiff soll bereits um 7.00 Uhr in Malmö anlegen, wer also nicht schon um 6.00 Uhr am Frühstücksbüffet steht, muss hungrig und ohne Kaffee in den Tag starten. Wir sind bereits schon vor der Zeit da, wollen wir doch durchs Bugfenster einen Blick auf die Öresundbrücke erhaschen. Leider ohne Erfolg: weit und breit keine Brücke.

Wer auf der Finnlines-Fähre frühstücksberechtigt ist, darf sich gegen Abgabe seiner Karte ein Tablett nehmen: ohne Tablett kein Frühstück. Es gibt allerlei Brot, Käse, Schinken, Ei gerührt oder im ganzen, Joghurt mit oder ohne Müsliflocken, Orangensaft ohne Geschmack sowie natürlich Kaffee. Beim Eingang lagen Messer und Gabeln, aber keine Löffel. Die finden sich beim Joghurt.

Und immer noch keine Öresundbrücke. Dabei ist die Küste zur Linken bereits ganz nah. Dann schwenkt das Schiff auch schon in den Fährhafen von Malmö ein. Und endlich kommt auch die Brücke in Sicht: weit, weit hinter uns.

So ein Autodeck auf einer Autofähre ist kein sonderlich heimeliger Platz. Schon gar nicht, wenn all die großen Sattelschlepper ihre Motoren anwerfen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir uns aber bereits zum Bus durchgeschlängelt und warten darauf, dass sich die Bugklappe öffnet und einer nach dem anderen über die Rampe hinausrollt ins „malerische” Industrieviertel von Malmö. Zum Glück verlassen wir diese öde Gegend schon bald und befinden uns nun auf der Autobahn, die entlang der Westküste Schwedens bis hinauf an die norwegische Grenze führt, vorbei am schönen Städtchen Göteborg, das wir aber erst auf dem Rückweg besuchen werden.

Busfahrer Stefan hat Würstchen eingekauft, zuhause bei seiner Stamm-Metzgerei in seinem Heimatdorf bei Augsburg. Auch Getränke sind in ausreichender Menge an Bord. Zudem gibt es eine Bordküche, geeignet um darin eine Kaffeemaschine zu betreiben oder während der Fahrt Würstchen zu wärmen. Aber wer lenkt, während der Fahrer hinten beschäftigt ist, den Bus? Niemand, denn das passiert bei einem kurzen Zwischenstopp. Und schon geht es weiter und zurück auf die Autobahn. Zurück ist das richtige Stichwort, denn Stefan biegt in die falsche Richtung ein und muss zerknirscht zugeben, dass das ein Fehler war und wir an der nächsten Ausfahrt wenden müssen. Die kommt zum Glück schon nach drei Kilometern. Hätte jemand das Intermezzo verschlafen, was nach der kurzen Nacht auf der Fähre kein Wunder wäre, erlebte er soeben ein seltsames Deja-vu: waren wir hier nicht schon einmal?

Eine halbe Stunde später stehen Bus und verzehrfertige Wiener und Debrecziner auf einem kleinen Parkplatz zwischen Sattelschleppern. Jetzt wären ein paar Tische recht, um Papierteller und Getränke darauf abzustellen. Da kommt ein Truck, der soeben neben uns einrollt, gerade recht. Die Fahrerin, die uns noch gegrüßt hatte, bevor sie in Richtung Rasthaus verschwunden war, staunt nicht schlecht: sind ihr Fahrzeug und dessen Anbauten doch zwischenzeitlich Teil einer improvisierten Gastronomie geworden.

Je weiter wir nach Norden kommen, desto weniger Siedlungen und desto mehr Wald gibt es. Schon nähern wir uns der Grenzbrücke nach Norwegen. Sollten wir nicht, um uns Unannehmlichkeiten zu ersparen, besser einen kleinen Umweg über die alte Straßenbrücke nehmen? Gesagt getan, und wir erhaschen einen schönen Blick auf die markante neue Hängebrücke ein paar Kilometer flußabwärts.

Und dann sind wir in Oslo. Oder eigentlich erst einmal darunter. Denn Oslo kann man seit einigen Jahren mittels eines kilometerlangen Tunnels unterfahren. Der führt sozusagen genau unter dem neuen Opernhaus hindurch. Wir haben aber im weiteren Verlauf des Nachmittags noch Gelegenheit, den eigenwilligen Bau zu bewundern, den wir beide im vergangenen Spätsommer ja bereits ausgiebig inspiziert hatten.

Leitner Reisen hat für uns einen Stadtführer engagiert, der irgendwo am Straßenrand auf uns wartet. Aber wo genau? An der Straße zur Burg hinauf steht ein Mann mit einem Fahrrad und winkt und deutet auf sich selbst. Das muß er sein! Er heißt Thomas und erzählt nun im weiteren Verlauf der Stadtrundfahrt unterhaltsam, was sich uns da so darbietet: das „neue” Oslo mit der Oper und dem Munch-Museum, die wichtigen Gebäude der Stadt samt Königspalast, der Vigelandpark. Letzteren durchstreifen wir zu Fuß, denn nur so kann man die zahlreichen Bronzeskulpturen des Bildhauers so richtig bewundern. Bekannteste Figur im Park ist ein trotziger kleiner Junge, der offenbar seinen Willen nicht bekommen hat. Ihn zu berühren soll Glück bringen, und die Stelle ist auch schon ganz abgegriffen. Nein, nicht diese. Die geballte Faust ist gemeint.

Abschließend fahren wir noch hinauf zum Holmenkollen mit seiner neuen Skiflugschanze. Hier soll sich bei einem live übertragenen Wettbewerb ein Vorfall mit einem Hund ereignet haben, der ein Millionenpublikum erheiterte. Nun steht er da in Bronze gegossen.

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