Blog Archives

Das berühmteste Schatzhaus der Welt

Das Monument aus rotem Sandstein, das Schaustück der Felsenstadt Petra, ist gute 2000 Jahre alt, aber das Baumaterial wurde schon vor Jahrmillionen angeliefert. Der Grabtempel ist nämlich direkt in die Wand der Schlucht gemeißelt. Schlucht? Nein, Klamm: 80 Meter hohe Wände, an der schmalsten Stelle gerade einmal breit genug für ein Pferdefuhrwerk. Geschaffen von reißenden Sturzbächen ist sie heute vollkommen trocken, denn das Wasser wurde von den Nabatäern, den Erbauern der Felsenstadt, seitwärts durch einen Stollen abgeleitet, so daß die eindrucksvollste Zufahrtsstraße entstand, die man sich nur vorstellen kann. An ihrem Ende wird dann überraschend die Fassade zwischen den Schluchtwänden sichtbar, zuerst nur ein schmaler Streifen, dann das ganze Bauwerk.

An die gegenüberliegende Schluchtwand haben die Jordanier einen Souvenirshop gebaut. Diese Beduinen sind überhaupt ein sehr geschäftstüchtiges Volk, alle 50 Meter kommt von rechts oder von links ein Zuruf, was man denn hier besonders günstig erstehen könnte: Armreife, Postkarten, bunte Tücher, Steine oder eben auch Esel- oder Kamelritte, denn die Wege sind beschwerlich in der steinernen Stadt.

Insbesondere, wenn man auch das Gebäude sehen möchte, das die Archäologen das Kloster genannt haben. Wie das Schatzhaus ist es aus dem natürlichen Fels gemeißelt. Und es ist gigantisch groß. Die Türschwelle, von der man aus der Ferne glaubt, man könne über sie und durch die Tür in das Innere treten, erweist sich bei näherem Hinsehen als mannshoch.

Um den Bau überhaupt zu Gesicht zu bekommen, gilt es zunächst allerdings, 800 Treppenstufen zu erklimmen. Oder sich von einem Esel hochtragen zu lassen. Da wir weder faul noch schlecht zu Fuß sind, benutzen wir lieber unsere eigenen Füße. Der Weg ist nicht zu verfehlen, denn es reiht sich ein Souvenirstand an den nächsten: One Dinar! Nice Gift! Best Price! Happy Hour! Man könnte aber auch einfach den Hinterlassenschaften der Esel folgen. Ein beschissener Weg, sozusagen.

Nach einer langen und ermüdenden Tour – allein der Rückweg vom Kloster zum Busparkplatz dauert gute anderthalb Stunden – kommen wir erschöpft im Hotel „Al Anbat” an, um wenig später, nur leicht erholt, dessen ausgezeichnete Küche zu genießen.

Was macht übrigens ein Kamel, dem man einen alten Pappkarton hinwirft? Es frißt ihn auf. Und er scheint ihm sogar zu schmecken.

Category: Allgemein, Jordanien 2014  Comments off

Die Wüstennacht mit Sirtaki

Die Hafenstadt Aqaba empfing uns stürmisch. Schon die Strecke durch das Wadi Arab herunter – oder besser gesagt hinauf, denn wir kamen ja von unterhalb des Meeresspiegels – ließ für den kommenden Tag nichts Gutes erahnen, es war stürmisch und die Luft vom Wüstensand geschwängert. Der Bootsausflug, den einige aus der Gruppe für den Tag in Aqaba gebucht hatten, fiel denn auch buchstäblich ins Wasser. Der wetterbedingte Verlust eines halben Urlaubstages war jedoch gut zu verschmerzen, da ohnehin keine Highlights auf dem Programm standen. Noch nicht.

Das änderte sich, als wir das Wadi Rum erreichten. Die Sieben Säulen der Weisheit – so heißt der markante Berg, der das Tor zum Nationalpark beherrscht – standen in seltener Klarheit vor uns. Auch das Licht fiel günstig um diese Tageszeit und arbeitete die Felspfeiler plastisch heraus. Welch ein Auftakt!

Die Beduinen bereiteten derweil schon ein schmackhaftes Gericht aus Hammelfleisch zu. Das heißt, eigentlich warteten sie, bis die im Sand vergrabenen Köstlichkeiten gar waren, um sie sodann wieder ans Tageslicht zu holen, das in unserem Fall aber längst schon den ersten funkelnden Sternen Platz gemacht hatte. So eine Nacht in der Wüste hat etwas Erhabenes. Dachten wir. Bis die Musik einsetzte, zunächst noch mit arabischem Einschlag, dann jedoch das internationale populäre Liedgut rauf und runter. Sirtaki statt Wüstenromantik am Lagerfeuer. Immerhin aber schmeckte der Hammel großartig, und wann je hatte man schon einmal in einem Zelt mit Toilette und Dusche gewohnt?

Den Sonnenuntergang hatten wir gestern verpaßt, für Hartgesottene stand jedoch ein Kameltrip zum Sonnenaufgang auf dem Programm, pünktlich um 5 Uhr 45 setzte sich die kleine Karawane in Bewegung. Wir verzichteten auf den Ritt, nicht aber auf das Erlebnis, und erklommen einen kleinen Felshügel in der Nähe. Leider war der Morgenhimmel alles andere als klar, ein Erlebnis war’s trotzdem. Denn die Felsformationen ringsum sind wirklich einzigartig.

Was man wiederum vom Kaffee nicht behaupten konnte, denn die Araber hatten sich praktischerweise für die Instant-Methode entschieden. Die großartige Landschaft, quasi ein arabisches Monument Valley, entschädigte uns aber reichlich für all die Zugeständnisse an den modernen Wüstentourismus. Auch drüben im Ort Rum, wo heute eine Wanderung durch die einsame Stille der Wüstenlandschaft auf dem Programm stand, alternativ dazu eine Tour im Geländewagen. Wir entschieden uns für die Wanderung. Ziel unserer fünfköpfigen Gruppe sollte ein nabatäischer Tempel sein, etwa zwei Kilometer entfernt. Der Sandweg endete schon bald in einem trockenen Flußbett, aber es waren Fußspuren zwischen den Felsbrocken zu sehen. Das mußte unser Weg sein! Wie die Pfadfinder arbeiteten wir uns zwischen den steil aufragenden Felsen zur Linken wie zur Rechten empor und entdeckten dabei so manches, was denen vorbehalten bleibt, die zu Fuß gehen: eindrucksvoll erodierter Sandstein, kleine sandbeige Echsen, weiß blühende Kleinsträucher, vorwitzige gelbe Blütenköpfchen, eine uns bisher völlig unbekannte Brennesselart, alles. Nur kein Tempel. Schließlich kehrten wir um.

Fast schon wieder zurück im Dorf, entdeckten wir das archäologische Kleinod schließlich doch noch. Welch ein Glück, daß am Anfang der Tour keiner von uns die Mauern und Säulenbasen bemerkt hatte, denn ohne das am falschen Ort vermutete Ziel wären wir sicher um ein großartiges Erlebnis ärmer geblieben.

Nach einer längeren Busfahrt befinden wir uns nunmehr am Ausgangspunkt für die Besichtigung eines Weltwunders. Doch davon dann morgen.

Category: Allgemein, Jordanien 2014  Comments off

Tiefer gehts nimmer

Wir befinden uns auf 428 Meter unter dem Meeresspiegel. Nirgendwo auf der Erdoberfläche gelangt man trockenen Fußes noch tiefer hinab. Hinzu kommt, daß das Wasser des Toten Meeres durch seinen extrem hohen Salzgehalt außergewöhnlich viel Auftrieb verleiht, man kann auf dem Rücken liegend die Arme hinter dem Kopf verschränken. Oder schwimmend Zeitung lesen, was einige Spaßvögel auch tun. Nicht um der Nachrichten willen, sondern als Erinnerungsfoto, versteht sich.

Der Reisetag begann heute mit einem griechisch-orthodoxen Gottesdienst, denn wer wollte den jordanischen Griechen die Ausübung ihres Glaubens verdenken, nur weil sich in ihrer Kirche die apartesten Bodenmosaiken befinden? Die wir zunächst zwischen all den Füßen allerdings vergeblich suchen. Doch dann heißt es endlich: alle müssen ‘raus, um gleich danach mit Ticket wieder eingelassen zu werden. Natürlich herrscht um die berühmte, inzwischen von den schützenden Teppichen befreite Karte des Gelobten Landes herum ein heilloses Gedränge.

Den rechten Überblick zu finden fällt auch an einer anderen Stelle schwer: hier oben auf dem Berg Nebo durfte der greise Moses noch einen Blick erhaschen auf das Land, in dem Milch und Honig flossen und das er am Ende seines Lebens aber doch nicht mehr betreten durfte. Heute allerdings trüben Dunst und Wüstenstaub den Blick, und es herrscht ein heftiges Sturmgebraus hier oben.

Eine Stunde später und gute tausend Meter tiefer suchen wir bei brüllender Hitze eine weitere biblische Stelle auf, nämlich jene, wo Jesus von Johannes dem Täufer in die Fluten des Jordan getaucht wurde, der seinerzeit sicher noch deutlich mehr Wasser führte als heute.

Und dann erreichen wir Aqaba am Roten Meer. Es kommt nicht alle Tage vor, daß man bergauf fahren muß, um ans Meer zu kommen. Morgen werden Beduinenzelte unser Nachtlager sein, ob es dort Internet gibt, steht noch in den Sternen.

Category: Allgemein, Jordanien 2014  Comments off

Wüstenschlösser

Heute steht die jordanische Wüste auf unserem Programm, denn wir sollen unbedingt alle Landesteile kennenlernen. Und so gelangen wir zuerst zum Wüstenschloß قصر خرّانة (Qasr Kharana) das wohl beindruckendste Bauwerk dieser Art.

Als erheblich interessanter erweist sich die nächste Attraktion unserer Tour, das rote Schlößchen قصير عمرة (Quṣayr ‘Amra). Seine Innenwände sind über und über mit Fresken bemalt, man sieht Kamele, Gazellen und allerlei anderes Getier. Hier im Dampfbad mitten in der Wüste haben die Omajjaden Rast gehalten, gegessen, getrunken, Frauen verführt und ihre Geschichten aus 1001 Nacht gespielt.

Das dritte und letzte Wüstenschloß heißt ‏قصر الأزرق‎ (Qasr al-Azraq) und ist vollständig aus schwarzen Basaltsteinen erbaut, einschließlich der Türflügel. Es diente zeitweise dem berühmten Lawrence von Arabien als Festung.

Heute ist Freitag, da haben viele Araber ihre Läden geschlossen. Hoffentlich nicht auch unsere Hotelküche, die sich mittlerweile qualitativ erheblich gebessert hat.

Category: Allgemein, Jordanien 2014  Comments off

Jedem Kind ein Instrument

Die Riege der fliegenden Händler freut sich heute über zahllose Schulklassen, besonders beliebt sind die nervigen kleinen Flöten für einen Dinar. Uns Touristen nennt man den Preis natürlich in Euro: Postkarten, Sonnenbrillen, Tücher, Hüte, das übliche Programm halt. Und dann stehen wir endlich im „Pompeij des Ostens“, wo in einem weitläufigen Gelände Säulen und allerlei Mauerwerk darauf warten, von uns erkundet und fotografiert zu werden.

Wir beginnen auf dem großen, von Kolonaden umstandenen Platz, der sogenannten Agora. Von dort führt die Hauptstraße weit in das Gelände hinein, zur Linken wie zur Rechten stehen und liegen architektonische Meisterwerke der römischen Antike und ergeben eine wunderschöne Akustik für die Piepsflöten, zu denen sich nun vereinzelt auch Trommeln hinzu gesellen. Wer kein Instrument ergattert hat, darf singen, klatschen oder auch einfach schreien. Pure Lebensfreude halt. Einige Kinder sind sehr freundlich zu uns Touristen, sie grüßen artig und freuen sich, wenn man den Gruß erwidert.

Weiter oben wird es endlich ruhiger. Das Theater ist eindrucksvoll und wird heute noch bespielt. Ein Dach braucht man hierzulande ja nicht. Noch weiter oben erwarten uns noch ein Artemis-Tempel und ein weiteres Theater. Ach, hier wollten die Schulklassen hin. Die Akustik griechischer Theater ist ja dafür berühmt, daß eine fallen gelassene Münze überall deutlich zu hören ist. Heue fallen hier mehr die Worte, jede Klasse will die lauteste sein: akustische Studien bis zum Abwinken.

Es gilt noch eine weitere Ruinenstätte zu besichtigen, weiter im Norden, auf Sichtweite zum See Genezareth. Ach ja, der Weg führte zum Teil bemerkenswert tief hinab, ein Stück weit fuhren wir 150 Meter unter dem Meeresspiegel. Und das mit einem ganz normalen Reisebus.

Category: Allgemein, Jordanien 2014  Comments off

Der Nahe Osten ist ganz schön weit weg!

Keine Bahnfahrt ohne Verspätung. Zum Glück haben wir eine Stunde Reserve eingeplant und treffen sogar noch vor dem Personal am Schalter der königlichen Fluglinie ein. Der A320 ist nicht sehr groß, wir sitzen in Reihe 12 genau über den Tragflächen. Zu sehen wäre aber ohnehin nicht viel gewesen, die Wolkendecke läßt nur hie und da einen Blick nach unten erhaschen. Ein schneebedeckter Berg: aha, Alpen. Ein großer See: aha, Ungarn. Eine befeuerte Landebahn: aha, Amman. Es ist zwischenzeitlich nämlich dunkel geworden, man konnte den Sonnenuntergang indirekt über die sich rot färbenden Landeklappenträger erahnen. Das Winglet war auch vorher schon rot, die Royal Jordanian bemalt ihre Flugzeuge nämlich in adrettem Anthrazit mit goldenem Längsstreifen und roten Akzenten, nicht zu vergessen das obligatorische Krönchen.

Es ziert auch das Besteck, den Servicewagen und die Stewardeß, die den Wunsch des Fluggastes über alle 20 Sitzreihen hinweg an die Kollegin kommuniziert: eine schlängelnde Bewegung mit den Händen bedeutet Fisch. Es hätte auch Chicken oder Beef sein können, schade daß davon ausreichend auf dem Wagen war, wir hätten gerne auch noch die Hörner gesehen.

Neu auf dieser Reise ist, daß das Essen im Flugzeug weit besser schmeckt als das spartanisch-lieblose Buffet, das uns im Ocean Hotel erwartet. Auch die Tischnachbarn finden nicht heraus, ob sie nun Fisch oder Chicken auf dem Teller haben.

Category: Allgemein, Jordanien 2014  Comments off

Land unter

Der Flughafen von Hurgada erlebt, kurz nachdem wir im Gate angekommen sind, seine Feuertaufe, sie findet allerdings, wie es sich für eine Taufe gehört, mit Wasser statt.

Zunächst zieht ein schweres Unwetter von den Shayib al-Banat Bergen herüber und entlädt sich in einem Wolkenbruch. Dann beginnt es überall durch die Decke zu tröpfeln. Anscheinend ist dies der erste größere Niederschlag seit der Erbauung des Airports. Mit vernehmlichem Krachen kommt schließlich ein Teil der Deckenverkleidung herunter, gefolgt von einem Sturzbach. Das Abfertigungsgebäude verwandelt sich in eine Tropfsteinhöhle mit Wasserfall, denn natürlich fällt der Strom aus. Zuerst liegen die Duty Free Shops im Dunkeln, dann die Toiletten, die Sicherheitsschleusen und natürlich auch alles andere. Inklusive der Lautsprecher-Anlage.

Nach einer gefühlten Stunde haben sie es geschafft, unter dem Applaus der Wartenden geht das Licht wieder an, und die Passagiere werden zu ihren diversen Flügen gerufen. Zum Teil allerdings ohne Bordkarten, denn die konnten ja nicht ausgedruckt werden.

Jeder darf sich hinsetzen, wo er will. Und das bitteschön so rasch wie möglich, damit die Leute, die im strömenden Regen draußen auf der Treppe stehen, möglichst rasch hereinkommen können. Unsere Plätze sind besetzt, wir weichen auf andere aus. Auf die wiederum ein anderer Anspruch erhebt, der gar nicht daran denkt, die besonderen Umstände zu akzeptieren: „das sind unsere Plätze, alles andere interessiert mich nicht!“ Und so muß die Stewardeß gerufen werden. Und die Leute draußen auf der Treppe werden noch etwas naßer.

Sie sind einfach nicht auf Regen eingerichtet hier in Hurgada. Unsere Koffer auch nicht, alles ist klamm, als wir in München ankommen.

Category: Allgemein  Comments off

Abschied vom Le Rêve

Plötzlich sind Berge da. Oben, weit hinter den Antennen, die wir anfangs für Palmen hielten, weil sie wie Palmen aussehen. Palmen haben aber keine Fenster im Stamm. Und ihre Wedel wehen im Wind. Aber die Berge hinter den Antennenpalmen sind echt. Ein richtiges Gebirge, über zweitausend Meter hoch und das höchste im afrikanischen Teil Ägyptens. Man sieht es so klar, weil der gestrige Regen die Luft gewaschen hat. Auch die Bauruinen am Strand gegenüber sind jetzt deutlich als solche zu erkennen.

Eine Stunde später sind wieder keine Berge mehr zu sehen, dafür hängen gelbliche Wolken über dem Strand und dem Hotel. Wüstenstaub.

Ach, wenn doch die Hintergrundmusik im Restaurant ähnlich abwechslungsreich wäre wie das Wetter hier in Sahl Hasheesh. Nun, sie ist halt Teil der Atmosphäre, genau wie die Sträuße mit Lilien und Anthurien und die Rosenblätter im Becken. Gestern abend genehmigten wir uns noch zwei Mojito, der Barkeeper entschuldigte sich tausendmal, daß er erst noch Minzblätter beschaffen mußte, woher auch immer. So sind sie, die Ägypter: immer dienstbeflissen, immer um das Wohl des Gastes bemüht.

Unser Zimmerboy zum Beispiel überraschte uns immer wieder mit kunstvoll drapierten frischen Handtüchern, am letzten Tag sogar mit Blütenblättern garniert. Wir freuten uns, und er freute sich über unsere Freude. Und über das Trinkgeld natürlich.

Wegen des recht stürmischen Wetters fällt der Abschied etwas leichter. Jetzt hätten wir uns doch gerade so schön eingewöhnt.

Category: Allgemein  Comments off

Gepflegt urlauben

Die Lobby des Le Rêve ist so groß wie anderenwärts das ganze Hotel und gleicht akustisch einer Kirche. Nur akustisch. Im Wasserbecken unter der großen Kuppel schwimmen Tausende von Rosenblättern und verbreiten einen angenehmen Duft. Der Speisesaal liegt eine Etage tiefer – und ist heute voller denn je, denn das Hotel ist voll besetzt, wegen Terrorgefahr wurden Urlauber von Sharm el Sheik nach hierher umquartiert. Jeder, der das Hotel betreten will, muß durch die Sicherheitsschleuse.

Nur die Spatzen nicht. Aber die betreten das Hotel ja auch nicht durch den Haupteingang, sondern fliegen in ganzen Scharen auf die Terrasse ein, um ein paar Krümel zu stibitzen. Der Rabe indes gibt sich weniger genügsam und stiehlt wie ein Rabe. Kaum verlassen Gäste ihren Tisch, um sich noch etwas vom Buffet zu holen, schon hat er eines ihrer Brötchen im Schnabel. Oder ein Portionspack Marmelade, das er mit großem Geschick aufmeißelt, um an den köstlichen Inhalt zu kommen. Besonders gerne taucht er seinen rabenschwarzen Schnabel auch in das Milchkännchen.

Überhaupt, diese Terrasse. Sie und die beiden Schwimmbecken verleihen dem Hotel das Erscheinungsbild eines Schlosses der Feudalzeit. Ein Schloß mit 400 Zimmern, von denen bei etwa 50 noch der Innenausbau fehlt. Im Vergleich mit jenen in Hurgada und an der Makadi Bay ist es aber ein Zwerg.

Heute steht der Wind so, daß wir die Beschallung eines der Ressorts von jenseits der Bucht abbekommen, immerhin geschätzte 5 Kilometer entfernt. Die Gäste dort werden ihre Heimreise wohl mit Hörschäden antreten. Und auch ein Schleppschirm samt Motorboot verirrt sich zu uns herüber. Ansonsten bleiben wir von Jetski- und Bananaboat-Vergnügen zum Glück verschont.

Wozu auch, gibt es doch einen Badeplatz mit Unterwasser-Animation in Form bunter Fische, die mich sofort als einen der ihren akzeptieren, trage ich doch seit November ebenfalls einen Streifen quer über den Bauch. Allerdings ist er nicht so schön gelb wie die Streifen der schwarzen Fische. Meine Liebste meint, es seien gelbe Fische mit schwarzen Streifen. Da wir uns nicht auf eine Version einigen können, schreibe ich halt von gelb-schwarz gestreiften Fischen. Auch ein Lionfish läßt sich blicken, der einzige, der sowohl im Wasser als auch auf der Infotafel zu sehen ist, draußen auf dem Jetty, dem langen Steg hinaus zur Rifflücke, wo baden erlaubt ist. Die diversen anderen Fische stehen nicht auf der Tafel, und die auf der Tafel stehen, zeigen sich nicht im Wasser. Das im übrigen bemerkenswert klar ist und auch nicht sonderlich warm. Macht aber nichts.

Übermorgen geht es schon wieder nach Hause. Zurück bleiben wehmütige Erinnerungen an ein Büffet voll der exotischsten Köstlichkeiten, man müßte 10 Gänge essen können, und das pro Mahlzeit. An einen ruhigen Strand, sonnig aber ohne die Hitze des Sommers. An freundliche und stets hilfsbereite Köche, Kellner und Zimmerboys. Und an offenen ägyptischen Weißwein. Wobei auch der Rose köstlich war, und der rote ebenso. An frisch gepreßte Fruchtsäfte, von denen es uns besonders die Guaven angetan hatten. An ein sehr geräumiges Zimmer. Nur Pyramiden haben wir keine gesehen. Zu weit weg von hier.

Category: Allgemein  Comments off

Bei den Fischen

So manches, was wir von anderen Strandhotels gewohnt sind, gibt es im Premier Le Rêve gar nicht. Kinder zum Beispiel. Zur Erinnerung: das sind diese zweibeinigen Wesen, die sofort laut loskreischen, wenn sie mit Wasser in Berührung kommen. Auch keine hoffnungsvollen Strandverkäufer. Keine Buden, keine Restaurants. Und eigentlich auch keinen Strand. Der besteht nämlich aus Korallenfelsen, zwischen denen sich bunte Fische tummeln. Ein paar Schritte ins Wasser, an der einzigen Stelle mit Muschelsand, und man fühlt sich wie im Aquarium.

Vor dem Hotel und neben dem Hotel ist nichts als Sand. Kilometerweit. Überall. Sogar in den malerischen Bauruinen, aus denen wohl einmal weitere Hotels werden sollen, Geisterbaustellen ohne einen einzigen Arbeiter. Die imposanten architektonischen Einfälle, welche die Gäste in ferner Zukunft einmal werden genießen können, lassen sich derweilen nur erahnen. Bereits fertig ist allerdings der zentrale Platz, mit Wasserspielen und goldenen Kuppeln – arabisches Disney-Ambiente. Ein gepflasterter Weg mit flankierenden Rasenstreifen zur Linken wie zur Rechten verbindet den Platz, die Baustellen und die bereits fertigen oder zumindest fast fertigen Hotels. Wie weitläufig alles ist, zeigt ein Blick auf die Uhr: eine Stunde hin, eine weitere wieder zurück, immer am Strand entlang. Man könnte auch Fahrräder oder Elektrokarren mieten, aber ein bißchen Bewegung tut gut.

Drüben in Hurgada, eine Stadt die man nicht gesehen haben muß, wird eine Tour mit dem Glasboden-Boot angeboten. Wobei Glasboden nicht ganz der richtige Ausdruck ist, es handelt sich um einen Katamaran mit seitlichen Fenstern unterhalb der Wasserlinie. Der Kapitän steuert Korallenriffe an, die bis auf wenige Zentimeter an den Schiffskörper heran reichen, so daß wir, quasi auf dem Kiel sitzend, die Korallen und ihre Bewohner zum Greifen nah vor uns haben. Und sie sind beide überraschend bunt: die Fische gestreift oder gelb oder blau oder alles zusammen, die Korallen wie blühende Stauden in einem Vorgarten. Wir können uns gar nicht satt sehen.

Category: Allgemein  Comments off