Mit der „Fram“ im Eismeer

Die norwegische Hauptstadt verfügt über eine Festung, eine Altstadt mit markanten Gebäuden, einen Dom samt Turm und ein Rathaus mit deren sogar zwei. Bis zur Festung tapsen wir noch brav der obligatorischen Führung hinterher, dann aber nehmen wir die Abkürzung zum Rathaus, denn von dort startet die Fähre nach Bygdøy, also zum Museumsufer. Man könnte den Fährlohn direkt auf dem Schiff entrichten, aber am Kiosk eine Hin- und Rückfahrt zu erwerben ist günstiger.

Nach einer Viertelstunde und einem Zwischenstopp kommt auch schon das in den 1930ern errichtete Museum in Sicht, das die originale „Fram“ birgt, also das Schiff, das vom berühmten Polarforscher Fritjof Nansen so stabil konzipiert wurde, dass es nicht wie andere Holzschiffe vom Packeis zerdrückt werden konnte. Man kann sich an Deck des Schiffes auf eine Bank setzen und hat sofort das Gefühl, schwankenden Boden unter den Füßen zu haben. Natürlich ist es die Bank, die schwankt, und nicht das Schiff. Aber das vergißt man recht schnell, wenn die Videoprojektion ringsum ein tosendes Meer und vorüberziehende Eisberge einspielt, samt passender Geräuschkulisse.

Eine steile Treppe führt hinab in die engen Innenräume des Schiffes. Es gibt eine Kombüse samt Koch, eine Messe (Aufenthalts- und Speiseraum), verschiedene Kajüten, einen Maschinenraum samt Dieselmotor sowie mehrere Lagerräume. Bis zum Eintreffen der ersten Kreuzfahrt-Touristen haben wir das Schiff weitestgehend für uns, aber dann wird es richtig eng da unten. Also lieber noch die umfassende Ausstellung rings um das Schiff ansgeschaut, mit Beiträgen über die Personen, die Forschungsziele und die Methodik, allem voran die Navigation.

In einem Nebenraum wird ein Film von einer Viertelstunde Dauer gezeigt, mit Begleitton in einem Dutzend Sprachen, die am Schaltknopf des Kopfhörers gewählt werden können. Natürlich ist auch Deutsch dabei.

Wieder draußen, sehen wir uns auch gleich noch das nicht weniger interessante Kon-Tiki-Museum an. So hieß das Schiff, mit dem Thor Heyerdahl den Beweis antrat, dass eine Atlantikquerung mit einem Schiff aus Holz und Schilf möglich ist. Mit einem weiteren Schiff, das ebenfalls im Museum ausgestellt ist, erreichte er sogar von Peru aus die Südseeinsel Tahiti.

Nun drängt aber die Zeit, denn für 14 Uhr haben wir eine Führung im Opernhaus gebucht. Das Schiffchen bringt uns zurück zur Town Hall und die Straßenbahnlinie 12 in die Nähe des Opernhauses. Wir erleben bei laufendem Probenbetrieb einen beeindruckenden Zuschauerraum aus dunklem Eichenholz, einen Vorhang, der wie zerknitterte Alufolie aussieht, verschiedene Werkstätten und Probenräume sowie Elemente der Bühnentechnik. Und während wir dem Vortrag lauschen, huschen mit einem Mal ein Dutzend Ballett-Tänzerinnen an uns vorüber. Authentischer kann eine Führung kaum sein. Und der Backstage-Bereich des Hauses ist größer als erwartet. Viel größer.

Woran denkt man, wenn man den Namen Edvard Munch hört? Natürlich an den „Schrei“. Im Munch-Museum ist er ausgestellt, jede der drei Versionen für jeweils eine Stunde. Dann schließt sich das Fenster, und an einer anderen Stelle öffnet sich eines mit einer anderen Version des Gemäldes. Natürlich hat Munch noch viele andere Werke geschaffen, bekannte und unbekannte, kleine und große, mit bekleideten und mit nackten Personen und noch vieles mehr. Im Nu vergehen zwei Stunden. Und die Aussicht vom zwölften Stockwerk des Museumsgebäudes ist grandios.

You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed.Both comments and pings are currently closed.

Comments are closed.