Blog Archives

Die Blauen Berge

Man ist nicht in Sydney gewesen, wenn man nicht auch die Blue Mountain Range besucht hat. Die Mittelgebirgslandschaft mit ihren steilen Sandsteinklippen liegt auf rund tausend Metern Meereshöhe, den Ausflug haben wir bereits von Deutschland aus gebucht. Pünktlich um 7.35 Uhr werden wir am Hotel aufgepickt, einige Gäste sind schon an Bord, die anderen steigen irgendwo auf dem Weg zu, und dann geht es über die berühmte Harbour Bridge und die Autobahn M7 hinauf ins Hinterland. Immer auf der richtigen, also der linken Straßenseite, versteht sich.

P1200026

Erstes Ziel ist heute der Featherdale Wildlife Park, der ausschließlich Vertreter der australischen Tierwelt hält, also Koalas, Känguruhs, Wombats, tasmanische Teufel, Schlangen und natürlich Vögel in allen Größen und Farben, vom Zebrafinken bis zum Pinguin. Im Städtchen Leura sehen wir wenig später sogar frei lebende weiße Kakadus. Und dann kommen wir in der berühmten Scenic World an.

Aus der Kabine der Skyway erleben wir einen beeindruckenden Tiefblick auf den Katoomba Wasserfall. Mit der Cableway geht es anschließend hinab in den Talgrund und nach einer bequemen halbstündigen Wanderung inmitten von Baumfarnen und Eukalyptusbäumen mit der extrem steilen Railway wieder hinauf, wo wir noch einmal einen schönen Blick hinüber auf die Felsgruppe der Three Sisters genießen können. Und auf den vom Tal heraufziehenden Regenschauer, der uns aber erst erreicht, als alle schon wieder im trockenen Bus sitzen.

Die letzte Etappe zurück nach Sydney legen wir dann per Schiff zurück. Die Passagiere, die am Circular Quai von Bord gehen, passieren die Harbour Bridge und das Opera House nur einmal, wir entscheiden uns für den Darling Harbour und haben das Vergnügen doppelt. Und einen Regenbogen über einer Bogenbrücke sieht man auch nicht alle Tage.

Category: Allgemein, Sydney  Comments off

Kein Zimmerservice

Im Sydney Boulevard Hotel bleibt, wenn der Gast sein „please tidy room” Schildchen nicht außen an die Türklinke hängt, das Zimmer einfach ungereinigt. Kein Handtuch, keine gespülten Tassen und Gläser, ja noch nicht einmal Klopapier. Und sie finden das völlig in Ordnung so, schließlich hätten wir ja kein Room Cleaning angefordert. Eine böse Überraschung, die sich noch kein Hotel in keinem Land der Welt jemals erlaubt hat. Natürlich ist abends um 18 Uhr auch kein Reinigungspersonal mehr im Haus, ein Hotelangestellter bringt uns das Benötigte.

P1010400

Unsere Bustour glich heute abschnittsweise einer Odyssee. Weil an der Haltestelle beide Touren, die City- und die Bondi-Tour starten und der Sightseeing-Bus gerade daherkommt, als wir vor das Hotel treten, lassen wir uns vom Werbeaufdruck irreführen und sitzen prompt im falschen Bus. Aber wie kommen wir jetzt in den richtigen? Dort, wo die beiden Linien sich schneiden, geht es nicht, mangels Haltestelle. Wir müssen bis zum Umsteigepunkt mitfahren, der richtige Bus fährt auf Sichtweite vor uns. Eigentlich eine sichere Sache, aber unser Driver fährt mit deutlich weniger Elan als sein Kollege, und als wir schließlich am Umsteigepunkt eintreffen, ist der andere Bus schon wieder weg. 30 Minuten warten? Nein länger, denn der nachfolgende hat Verspätung. Mit Touristen, die im voraus bezahlt haben, kann man’s ja machen. Ein Gutes hat der ungeplante Aufenthalt freilich: der durchziehende Regenschauer erwischt uns nicht während der Fahrt, und so nimmt die Tour hinaus zum Bondi Beach einen viel angenehmeren Verlauf.

Die andere Tour, die sich City nennt, hatten wir nämlich heute früh schon, mit Unterbrechung am Opera House, wo wir Punkt 11 Uhr zusammen mit ein paar anderen Deutschen eines der faszinierendsten Bauwerke der Architekturgeschichte erleben durften. Die bekannten „Segel” bilden nur die äußere Hülle, der eigentliche Konzertsaal ist quasi ein Gebäude im Gebäude. Es gibt deren zwei, einmal mit 2700 Plätzen und einmal mit 1500. Da unsere Oper im kleineren Saal zur Aufführung kommt, buchen wir flugs noch ein Konzert für den anderen Saal dazu.

Category: Allgemein, Sydney  Comments off

Rundwanderung durch Sydney

Der Weg vom Boulevard Hotel zum Darling Harbour, wo wir unseren Voucher für den Attraktionenpaß (iVenture) einlösen können, führt schnurstracks die Straße hinunter, in der auch das Hotel liegt. Zur Rechten gibt es einen Supermarkt, zur Linken gleich nach dem Hyde Park einen Geldautomaten, der EC-Karten akzeptiert. Aber nur die mit dem Maestro-Zeichen. Gut, daß ich bei der Sparkasse bin und nicht mehr bei der Postbank.

Direkt am Darling Harbour befindet sich das Sea Life. Hier können wir unsere Karte gleich zum ersten Mal einsetzen. Das Aquarium ist einzigartig, es geht durch mehrere gläserne Tunnel, wir wandeln inmitten von Rochen, Haien und allerlei anderem Meeresgetier. Und es gibt eine Pinguinwelt mit künstlichem Eis, damit die sympathischen kleinen Frackträger sich wie zuhause fühlen. Auch eine Seekuh halten sie hier, alle paar Minuten taucht sie kurz auf. Nein, nicht zum Melken. Aber eine Seekuh muß zwischendurch atmen.

Vom Hafen zum botanischen Garten kommen wir am Queen Victoria Building vorbei, einem Kaufhaus im viktorianischen Stil. So manches ehrwürdige Gebäude duckt sich heute in den Schatten der ringsum hochgewachsenen Wolkenkratzer.

P1190928

Der botanische Garten ist weitläufig und bietet schöne Blicke hinüber zum Opera House. Leider sorgt ein Discoschiff in der Bucht für eine gräßliche Geräuschkulisse.

An der Oper erwerben wir Karten für die geführte Tour in das Allerheiligste der australischen Musikwelt. Sie findet morgen um 11 Uhr statt, auf deutsch. Unsere Attraktion Nummer zwei. Um hinzukommen, werden wir das Ticket für den Sightseeing-Bus einsetzen, die Attraktion Nummer drei. Insgesamt sind sieben von 40 Zielen auf dem Flexipaß.

Müde und abgekämpft erreichen wir den Supermarkt gleich neben dem Hotel. Hier gibt es Selbstbedienungskassen: man hält die Artikel unter den Scanner, bezahlt die Endsumme, und fertig.

Am Abend zeigt sich ein zarter Regenbogen über dem Hafen. Das Kreuz des Südens und all die anderen Sterne verstecken sich aber hinter Wolken.

Category: Allgemein, Sydney  Comments off

Der Weg zur Oper

Schöner kann der Ausblick aus einem Hotelzimmer in Sydney nicht sein: direkt zu unseren Füßen liegt der Botanische Garten, dahinter zeigen sich die Segel des berühmten Opera Houses, und zur Linken erhaschen wir gerade noch noch einen Blick auf die Harbour Bridge. Es ist zugleich auch die längste Anreise zu einer Opernaufführung, die wir je hatten. Noch weiter weg wäre schon wieder kürzer, von der anderen Seite der Weltkugel her.

P1190905

Die Cathay Pacific (CX) ist eine Fluggesellschaft, die ihre Gäste gut verpflegt. Die erste Mahlzeit, serviert mittags nach dem Abflug, war praktisch das Abendessen, denn nach 10½ Stunden war ja in Hongkong schon wieder früher Morgen. Weitere 9 Flugstunden später ist jetzt bereits wieder später Abend, man verliert auf dem Weg nach Australien ganze 10 Stunden, was dann zusammen knapp eineinhalb Reisetage ergibt. Viermal beengt essen, viermal Plastikbesteck, einmal Nürnberger Saussages, die weder Brat- und schon gar nicht Rost- waren, dafür aber mit Pilzen serviert wurden. Und einmal Gnotschi. Natürlich spricht man das anders aus, aber das chinesische Personal kann ja nicht alle Weltsprachen beherrschen.

Es gäbe noch so viel zu erzählen. Von der falschen Paßnummer auf dem Visum zum Beispiel und von der omnipräsenten CX-Mitarbeiterin, die das Problem schnell und kompetent lösen konnte. Vom Umsteigen in Hongkong, wo man erst einmal weit und breit keinen Hinweis findet, in welcher Richtung sich das gewünschte Gate befindet. Das unsere fanden wir am genau gegenüberliegenden Ende des weitläufigen Flughafens. Zum Glück haben sie einen U-Bahn-Shuttle zwischen den beiden Gebäudeflügeln. Ein Rätsel bleibt auch, warum der USB-Ladeanschluß am Onboard-Entertainment-System unseres Fliegers das iPad nicht lädt, das iPhone aber schon. Oder warum man wohl in der Reihe 48 weiter vorne sitzt als beim vorherigen Flug in der Reihe 42, obwohl es sich beide Male um den gleichen Flugzeugtyp, nämlich eine Triple-Seven, handelt.

Unser Hotelzimmer hat die Nummer 1912 und befindet sich, wie sollte es anders sein, im 19. Stock. Deshalb auch die schöne Aussicht auf Opera House und Harbour Bridge. Morgen werden wir sie bei Tageslicht genießen können.

Category: Allgemein, Sydney  Comments off

Die Odyssee zum Schaukelpferd

Das uns zugedachte Mietauto, Typ Fiesta oder ähnlich, ist nicht verfügbar. Wir können zwischen Kombi, Sportwagen oder SUV wählen, wollen eigentlich aber keines von alledem. Notgedrungen entscheiden wir uns für den Megane. Eine Stunde später ruft uns die Hertz Station an und möchte, daß wir das Auto zurückbringen. Als ob wir nichts anderes zu tun hätten, schließlich mieten wir ja nicht zum Spazierenfahren, sondern haben ein paar Termine. Irgendwie scheinen sie sich dann aber doch anders zu behelfen. Wir hingegen müssen am nächsten Morgen zuerst einmal eine Tankstelle aufsuchen, denn das Auto meldet einen zu geringen Reifendruck.

Bei ESSO kosten 5 Minuten Luft einen Euro. Einen Zeiger für den Reifendruck sucht man an der Luftpistole allerdings vergeblich, und um während des Prüfens das Display an der Luftsäule beobachten zu können, bräuchte man ein gläsernes Auto. Die Wiederherstellung des notwendigen Reifendrucks findet jedoch schon vorher ein unerwartet jähes Ende, denn mit vernehmlichem Zischen legt sich das Auto vorne links 10 Zentimeter tiefer und läßt sich auch nicht mehr aufpumpen.

Die Hertz Pannenhilfe möchte, daß wir das Reserverad montieren. Wir halten das für eine Zumutung und möchten das Auto lieber gegen ein anderes tauschen. Das ginge aus zwei Gründen nicht, meint die freundliche Telefonstimme. Erstens sei eine Fahrzeugübergabe abseits der Vermietstation bei Hertz nicht vorgesehen, und zweitens die Station um diese Uhrzeit auch noch gar nicht besetzt, so daß sich die Verfügbarkeit eines Ersatzfahrzeuges leider erst in etwa einer Stunde feststellen ließe. Sie könnten uns aber ein Pannenhilfsfahrzeug an den Ort unserer Havarie schicken.

Eine halbe Stunde später ist der Gelbe Engel vor Ort. Er weiß nicht nur, wie man das Reserveradfach eines Megane öffnet, er findet nach erfolgtem Radwechsel auch noch das vom Reifen ausgespuckte Ventil. Seiner Überzeugung nach wurde es mit einer Zange unsachgemäß behandelt, denn es ist völlig deformiert. Und da auch noch ein anderes Rad Druckprobleme gemeldet hatte, legt er uns nahe, das Auto möglichst nur noch für die Fahrt zur nächsten Vermietstation zu nutzen.

Dort erhalten wir nun endlich ein Auto in der gebuchten Klasse: einen roten Corsa. Leider haben wir uns von der Größe des Megane dazu verleiten lassen, Kurier zu spielen und auch noch eine sperrige Deckenlampe mit an Bord zu nehmen, und nun ist der kleine Corsa bis unter den Dachhimmel beladen. Wohin sollen wir denn jetzt noch das Schaukelpferd packen, das wir heute bei Poncy abzuholen gedenken?

Erstaunlicherweise findet aber auch das Riesenstofftier noch Platz, und wir können unsere Mission „ein Schaukelpferd für die kleine Maya” erfolgreich zum Abschluß bringen.

Eine kleine Begebenheit will freilich auch noch geschildert sein: als wir am Hotel eintreffen, prangt an der Türe ein Schild „komme gleich wieder”. Hallo? Wann, bitte, ist denn dieses „gleich“? Unter der genannten Telefonnummer meldet sich ein Herr, der uns hinreichend überzeugend darüber aufklärt, daß er mit dem Hotel nichts am Hut hat. „Sie haben ja auch einen Zahlendreher in der Nummer”, meint wenig später die inzwischen eingetroffene Rezeptionistin. Nein, haben wir nicht, sehr wohl aber der an der Tür aushängende Zettel.

Category: Allgemein, Ausflüge  Comments off

Polarnacht

Der offenbar kürzeste Luftweg nach Frankfurt am Main führt von Tokio aus zunächst schnurstracks nach Norden über die Insel Hokkaido hinweg, dann an der Küste zum Polarmeer entlang, bis man schließlich über Finnland und Schweden wieder in die mittleren Breiten gelangt. Startet man wie wir spätnachmittags, kommt man am frühen Abend in Frankfurt an. Zwischen dem späten Mittag- und dem frühen Abendessen liegen allerdings mehrere Stunden, in denen man ausgiebig darüber nachdenken kann, ob es draußen einfach nur wegen der Tageszeit dunkel ist oder man sich schon im Bereich der Polarnacht bewegt.

Und dann hat uns die Heimat wieder. Jetzt heißt es erst einmal: Bilder ordnen, Film schneiden – und dann irgendwann hier publizieren.

Category: Allgemein, Japan 2016  Comments off

Tokio Hotel

Unser „Tokio Hotel“ heißt Grand Palace und ist von Hochhäusern umgeben. Genau genommen ist so gut wie alles in Tokio von Hochhäusern umgeben. Wenn man im 45. Stock des Rathauses steht, fühlt man sich ihnen aber ebenbürtig.

p1190172

Im Nordosten zeigt sich der Skytree, das zweithöchste Gebäude der Welt. Und bei dem weißen Kegel am Westhorizont handelt es sich um den Fujiyama. Welch ein grandioser Einstieg in die Erkundung der 30-Millionen-Metropole!

Man möchte kaum glauben, daß man sich noch immer im Zentrum derselben Stadt befindet, wenn nach einer weiteren Fahrt mit der Metro plötzlich dichter Wald den Weg säumt. Wir sind im Shinjuku-Park, wo es nicht nur breite Spazierwege, sondern auch einen schönen Shinto-Schrein gibt. Und viele japanische Besucher, aber das versteht sich ja von allein. Nur die bunt bemützten Schulklassen fehlen, denn heute ist Feiertag.

Das Ziel der nächsten Fahrt heißt Asakusa, denn auch dort gibt es allerlei zu sehen. Insbesondere stehen wir dem Skytree nun direkt gegenüber. Da wir drei Stunden Mittagspause haben, laufen wir auch noch zum Shinto-Schrein des Stadtviertels, wo gerade eine Prozession stattfindet, in der heilige Kraniche eine ganz wesentliche Rolle spielen.

Japan weiß, wie man eine U-Bahn zweckmäßig organisiert: so leicht wie hier haben wir uns noch in keinem öffentlichen Nahverkehr zurecht gefunden. Zum Beispiel sind die Bahnhöfe durchnumeriert. An den Bahnsteigen steht angeschrieben, ob es hier in Richtung höherer oder niedrigerer Nummern geht. Das ist viel einfacher als das Schielen nach der jeweiligen Endstation. Beim Ticketkauf ist das Streckennetz als Touchscreen ausgeführt. Und in den Zügen verraten Displays, wo man am nächsten Bahnsteig stehen wird und wo die Rolltreppen zu welchen Anschlußlinien liegen. Davon könnten sich deutsche Verkehrsträger ein paar Scheiben abschneiden!

Das letzte gemeinsame Abendessen liegt nun hinter uns, morgen um 12.30 Uhr werden wir zum Flughafen gebracht. Wahrscheinlich werden wir uns die Zeit bis dahin mit einem Spaziergang durch die nahen kaiserlichen Gärten vertreiben.

Category: Allgemein, Japan 2016  Comments off

Geldwäsche

Geldwäsche ist normalerweise strafbar. Es sei denn, man tut es im Shinto-Schrein von 鎌倉市 (Kamakura): im heiligen Wasser gewaschene Münzen sollen sich später verdoppeln. Zuerst muß man allerdings 200 Yen in das Leihen eines Körbchens investieren. Vermutlich ein Verlustgeschäft. Zumal auch der Weg zu diesem Zauberort alles andere als einfach ist, denn der Regen hat den Wanderweg stellenweise in ein Schlammloch verwandelt.

p1190132

Die heutige Tour war relativ kurz, sie startete beim obdachlosen – nein, es muß wohnungslos heißen – also beim Buddha ohne schützenden Tempel und endete beim Hauptschrein des schmucken Städtchens an der Bucht von Tokio. Der bewußte Buddha ist 24 Meter hoch, innen hohl und hat an seinem Rücken zwei Fenster.

Wir schreiben übrigens gerade das Jahr 28. So stand es auf unserem Frühstücks-Coupon. In Japan weiß man mit Christi Geburt wenig anzufangen und zählt daher die Regierungsjahre des Kaisers.

Gestern war wieder einer dieser Regentage. Wir verzichteten dankend auf die Strandwanderung und drehten stattdessen am Nachmittag, als der Regen abgezogen war, eine kleine Entdeckungsrunde durch den Wald hinter dem Hotel.

Heute nun sind wir zu Gast in der Megacity Tokio, wo sich inmitten der zahllosen Wolkenkratzer überraschend eine grüne Oase auftut: der Kaiserpalast mit dem umgebenden Park. Für morgen sind öffentliche Verkehrsmittel angesagt.

Category: Allgemein, Japan 2016  Comments off

富士山 (Fuji-san)

Holzdecke. Weiße Wände mit filigranem Holzfachwerk. Der Boden lückenlos mit Reismatten ausgelegt. Keine Möbel. So sieht ein traditionelles japanisches Hotelzimmer aus, aber wo bitte schläft man hier? Schiebetüren ringsum offenbaren das Vermißte. Man könnte das Bettzeug Seite an Seite legen oder mit Abstand oder im rechten Winkel, ganz wie im Loriot Sketch. Und auch Aufräumen war nie einfacher, ganz egal wie unordentlich man seine Habseligkeiten auch zwischen Koffer und Kleiderstange verteilt hat, man schiebt einfach die Papierwand zum Hauptraum zu, und fertig. Ein bißchen mehr Wärme könnte nicht schaden.

p1180856

Der heutige Tag bringt uns dem 富士山 (Fuji-san, Fujiyama) näher als wir es uns je hätten träumen lassen. Nicht nur geographisch, sondern auch was das Wetter und die Sicht betrifft. Wolkenlos steht seine markante Silhouette über dem Spiegel des kleinen Sees, den der Bus passiert, um uns schließlich am Ausgangspunkt der heutigen Wanderung abzusetzen.

Die führt zunächst 450 Höhenmeter steil bergan. Um den Aufstieg zu erleichtern, haben die Japaner Holzbalken quer über den Weg gelegt und links und rechts mit Pfählen verankert. Leider hat die Erosion den Boden dazwischen abgetragen, jetzt sieht der Wanderweg wie eine Hürdenlaufbahn aus.

Zunächst versperren noch Bäume die Sicht auf den 富士山. Dann aber, auf dem kleinen Gipfel, öffnet sich endlich der Blick auf die ebenmäßige Schönheit gegenüber. Sein Mantel aus Schneeresten reicht etwa bis zur Hälfte herab. Eine kleine weiße Wolke umgürtet ein Stück seiner Taille. Die Sicht ist so klar wie selten. Auch unsere beiden Reiseführerinnen sind begeistert, denn solch ein Glück ist nur wenigen Touristen vergönnt.

So also sieht der Höhepunkt einer Japanreise aus.

Der einzigartige Tag begann heute mit einem traditionellen Frühstück. Direkt am Tisch in einem Feuertopf gedämpftes Gemüse. Kleine panierte Fischchen. Exotische Früchte. Ein ohne Schale weich gekochtes Ei. Allerlei stäbchengerecht serviertes Gemüse. Muschelsuppe. Sowie natürlich grüner Tee.

Der einzigartige Tag endet im Kannonzaki Keikyu Hotel in 横須賀市 (Yokosuka), das liegt auf einer Halbinsel am Pazifik südwestlich von Tokio. Hier sind die Zimmer wieder westlich. Und wir hören das Meer rauschen.

Category: Allgemein, Japan 2016  Comments off

Paßwandern

妻籠宿 (Tsumago) ist ein Ort wie in der Schweiz: Holzhäuser, ringsum Berge, und alles voller Japaner. Es gibt hier einen alten Postweg, den 中山道 (Nakasendo), der hinüberführt nach 馬籠宿 (Magome). Heute ist der Weg das Ziel, wir steigen auf historischer Trasse 400 Höhenmeter hinauf und drüben wieder hinab.

p1180847Vorher gilt es noch ein Wohnhaus aus dieser Zeit zu besichtigen. An seiner Feuerstelle wärmte sich einst sogar der Kaiser. Rauchschwaden ziehen durch den Raum, das einfallende Licht zeichnet diagonale Streifen in die Luft.

Durch Bambus- und Zypressenwälder zieht sich der gerade mal einen Meter breite gepflasterte Weg mal mehr, mal weniger steil hinauf. Hier ein Wasserfall, dort ein Aussichtspunkt. Und jenseits der Paßhöhe erfreut die Aussicht auf bemerkenswert hohe Berge des Wanderers Auge.

In 馬籠 schließlich wartet schon der Bus, der uns zu unserem nächsten Quartier bringt. Heute nächtigen wir in einem 旅館 (Ryokan), das ist ein traditionell eingerichtetes japanisches Reisegasthaus. Hier gibt es keine Betten, sondern man schläft auf Matten direkt auf dem Fußboden.

Highlight des heutigen Tages ist das japanische Abendessen. Es gibt Fisch in allen Variationen, gekocht und roh, dazu werden ständig irgendwelche exotischen Köstlichkeiten nachgereicht. Ein von unten befeuertes Schüsselchen mit Brühe nimmt Fleischstreifen, Gemüse und Pilze auf. Kann man Chrysanthemen essen? Man kann. Und auch der Pudding aus Ginkgo-Nüßchen schmeckt ganz ausgezeichnet. Als Getränk wird warmer Sake gereicht, wahlweise Pflaumenwein.

Category: Allgemein, Japan 2016  Comments off