Blog Archives

Endlich wieder reisen

Damit wir nicht nur wandern, sondern unsere müden Glieder auch im Fremdenzimmer ausstrecken dürfen, brauchen wir einen frischen Coronatest. Und der will gut geplant sein, wird er einem doch frühestens 24 Stunden nach dem Abstrich mitgeteilt und berechtigt dann gerade einmal 24 Stunden lang zum Einchecken in die Pension.

Als wir dort eintreffen, liegt von den beiden Ergebnissen aber nur eines vor. Dabei wurden doch beide Proben gleichzeitig genommen! Das Labor reagiert pampig auf die Nachfrage: es sei schließlich ein kostenloser Bürgertest und der Andrang groß.

Zum Glück betreibt Oberstdorf im Bürgerhaus ein Schnelltestzentrum mit überschaubarer Warteschlange. Es dauert ja ohnehin eine gewisse Zeit, bis alles was man von uns wissen will ins Smartphone getippt ist: Name, Wohnort, Aufenthaltsort, Geburtsdatum, Mailadresse, Handynummer und die Nummer des Personalausweises. Dann noch rasch Fieber messen, Blutdruck ist verzichtbar, aber eine Urinprobe … nein, Scherz beiseite. So manches ist eben nur noch mit Humor zu ertragen.

Zum Beispiel die Übermittlung des QR-Codes per Mail aufs Smartphone. Wie soll man das denn in die Corona-Warn-App übertragen, bitteschön? Die wenigsten Gäste dürften ja einen Drucker bei sich tragen, aber vielleicht könnte man sich gegenseitig die Bildschirme abfotografieren? Zurück im Quartier rufe ich die Mail via Tablet ab, und … Code ungültig. Sie machen es einem wirklich nicht leicht. Dass das Testergebnis ein elektronisches A4 Blatt ist, das man auf dem Smartphone nur schwer vorzeigen kann, paßt ins Bild.

Sei‘s drum. Hauptsache endlich wieder Berge.

Category: Allgemein, Oberstdorf 2021  Comments off

Paris – Das Video

Category: Allgemein, Paris 2009  Comments off

Träume auf 4 Rädern

Die meisten der Autos, auf die wir 2017 bei unserer Rundreise trafen, sind heute älter als ihre Besitzer. Hier ist nun ein Zusammenschnitt der Fotos.

Category: Allgemein, Kuba 2017  Comments off

Stellisee – Das Video

Category: Allgemein, Zermatt 2020  Comments off

Alternativstrecke

Der Tag der Rückreise ist gekommen. Alles ist wieder verkoffert, der elektrische Ortsbus bringt uns zum Bahnhof und der Zahnrad-Shuttle zum Auto, das 10 Tage lang geduldig auf uns gewartet hat. Die Strecke über den Oberalp- und den Furkapaß war zwar schön, aber auch zeitraubend. Ob es wohl eine Alternativstrecke gibt? Man muß sich entscheiden, ob man den Bodensee östlich oder westlich umfährt, die Wege trennen sich in Gletsch. Statt des Furkapasses wähle ich also den Grimsel.

Die Grimsel-Nordrampe beeindruckt mit einem Tiefblick auf den langgezogenen Grimsel-Stausee und seine beiden Staumauern, zwischen denen auf einem Felsrücken das Hospiz thront. Eine schmale Straße führt zuerst über die niedrigere der beiden Mauern und dann dort hinauf. Direkt vor der beeindruckend hohen Bogenstaumauer sind Felsarbeiten zugange: die Mauer von 1932 wird durch eine neue ersetzt, direkt davor und, wie an den Felsarbeiten zu erkennen ist, in gleicher Höhe. Was dann wohl aus der alten Mauer wird?

Die Strecke meiner Wahl führt durchs Oberhasli und über den Brünigpass, durch Luzern und westlich um Zürich herum, über Winterthur nach Schaffhausen und dann auf deutscher Seite von Singen über Stuttgart und Heilbronn nach Nürnberg. Am Ende sind es 50 Kilometer mehr als bei der Hinfahrt über Bregenz, und statt 8¼ Stunden dauerte es 8½. Ohne Pausen. Das war mir der Blick auf den Grimsel-Stausee zwar wert, aber für die nächste Reise nach Zermatt suche ich mir eine Alternativstrecke. Vielleicht mit dem „Autoverlad” durch den Lötschberg und dann noch weiträumiger um Zürich herum?

Category: Allgemein, Zermatt 2020  Comments off

Flap, flap, flap

Was haben wir nicht alles für Alpenblumen gesehen auf unseren Wanderungen durch die Zermatter Bergwelt: Alpen-Astern am Rotenboden, Teufelskrallen auf dem Gornergrat, Kranz- und Schneeenziane beim Schwarzsee, Bärtige Glockenblumen und Männertreu (so heißen hier die Kohlröserl) auf der Riffelalp und sogar Edelweiß am Rande des Murmeltierweges. Hätten wir uns all diese Wege sparen können, indem wir einfach nur den Blumenweg vom Blauherd zur Sunnega gelaufen wären? Nun, eigentlich sind ja die Blumen das Beiwerk zur Landschaft und nicht umgekehrt. Mithin haben wir, indem wir unsere Bergwanderwoche nun mit diesem Weg abschließen, alles richtig gemacht: sämtliche Juwelen gleich am Anfang zu finden nähme einem ja gewissermaßen die Vorfreude auf tägliche florale Neuentdeckungen. Von denen der Blumenweg übrigens auch seinerseits noch einige zu bieten hat: Arnika, Eisenhut und Purpur-Enzian waren uns bisher noch nicht begegnet, und auch keine roten Seidelbast-Beeren. Murmeltiere und Schmetterlinge wiederum gehören zwar nicht zu den Blumen, bereichern das Wandererlebnis aber ebenfalls.

An alledem radelt der typische Mountainbiker achtlos vorüber. Warum, so fragen wir uns, zerpflügt er dann für sein Vergnügen die Wege, die eigentlich uns Blumenfreunden gewidmet sind? Eine ausgewiesene Bike-Strecke ist der Blumenweg jedenfalls nicht.

In Höhe der Baumgrenze weidet eine kleine Kuhherde. Das Bim-bim und Bam-bam der Kuhglocken gehört seit jeher zu den Bergen. Heute allerdings wird es vom Knattern der Hubschrauber übertönt: kaum ist einer von ihnen außer Hörweite, kommt auch schon der nächste ums Eck. Sie transportieren Baumaterial für eine neue Seilbahnstation irgendwo da oben. Träger für Träger. Ohne Pause. Wir fühlen uns wie mitten auf einem Großflughafen.

Drüben am Breithorn türmen sich schon wieder bedrohlich dicke Wolken auf. Es sind Gewitter gemeldet, wird es also bald wieder regnen? Wir sollten den Rest des Tages in der Nähe einer Bergbahn verbringen. Die Gornergratbahn eignet sich dafür hervorragend, denn sie schließt den Betrieb viel später als die Gondellifte. Und so fahren wir ein letztes Mal hinauf, blicken oben in eine heute ausgesprochen düstere Gletscherwelt – und fahren mit derselben Bahn wieder ins Tal.

Jetzt müssen nur noch die Koffer gepackt und die Route geplant werden. Es gibt sicher Alternativen zur Strecke über Furka und Oberalp.

Category: Allgemein, Zermatt 2020  Comments off

Alphorn statt Matterhorn

Was tun, wenn der Wetterbericht für den frühen Nachmittag Regen und Gewitter vorhersagt, gleichzeitig aber nur ein paar Schleierwolken den Himmel zieren? Nun, man packt einfach seinen Rucksack für alle Eventualitäten und zieht los, zur Talstation der Gondelbahn. Der Rest ergibt sich dann unterwegs.

Zwar bilden sich vereinzelt kleine und größere Wolken an den hohen Bergen, aber der Gipfel des Kleinen Matterhorns ist frei, und die spektakuläre Fahrt mit der Gondel über den Gletscher reizt zur Wiederholung, zumal wir ja mit unserer Karte sieben Tage lang freie Fahrt haben. Und schon schweben wir ein weiteres Mal dort hinauf.

Vor uns steigen Personen mit Instrumentenkoffern in den Lift, der von der Bergstation hinauf zur Aussichtsplattform führt. Ein Streichkonzert da oben? Das vermeintliche Cello erweist sich, auf seine ganze Länge zusammengeschraubt, als Alphorn. Und es ist nicht das einzige. Die raumgreifenden Instrumente lassen auf der schmalen Gipfelplattform kaum noch Platz für Zuhörer. Und dann spielen sie. Mehrstimmig. Auf 3.900 Meter Meereshöhe. Mit Blick auf das wolkenverhangene Matterhorn. Welch ein Glück, daß wir zufällig zur rechten Zeit am rechten Ort waren.

Der Erste Hornist sieht wie ein typischer Alm-Öhi aus: weißbärtig, braun gebrannt, mit Lachfalten und schiefen Zähnen. Normalerweise spielten sie im Auftrag des Tourismusverbandes am Zermatter Bahnhof oder vor der Kirche, sagt er. Aber heute hätten sie frei. Ob es nicht schwierig sei, so ein Instrument in so dünner Luft zu spielen? Ja, natürlich. Der Bärtige gibt noch eine Probe seines Könnens, indem er seinem Horn sämtliche Töne entlockt, die so ein Alphorn hervorbringen kann, denn es hat ja weder Ventile noch Löcher, ausgenommen natürlich das große ganz vorne und das hintere zum Hineinblasen.

Inzwischen haben sich das Matterhorn und all die anderen Viertausender dermaßen verhüllt, daß ich mich frage, ob ich überhaupt den richtigen Berg fotografiert habe. Sicherheitshalber nehme ich noch ein Panorama in westlicher Richtung auf, samt der von Italien heraufsteigenden, bedrohlich dunklen Quellbewölkung. Dann verlassen wir den kühlen Ort über dem Gletscher und fahren sicherheitshalber gleich bis Zermatt hinunter.

Auf dem kurzen Weg von der Talstation zum Quartier ereilen uns die ersten Regentropfen.

Category: Allgemein, Zermatt 2020  Comments off

Zwei Wanderungen an einem Tag

Die Gornergratbahn ist die einzige Bergbahn, die auch in den Abendstunden, wenn die Schatten lang und länger werden, immer noch fährt: bis 20 Uhr 30. Und wer spät zurückkommen will, darf auch spät starten. 

Der Gletscher sah gestern nachmittag noch genauso aus wie vorvorgestern, nicht aber der Himmel: drüben auf der italienischen Seite türmten sich Wolkenberge, höher als die Viertausender. Aber sie verloren schon bald wieder an Kraft. Und auch an der Bergstation wurde es zunehmend ruhig. Bei ungewohnten Lichtverhältnissen fuhren wir schließlich um ½ acht Uhr wieder ins Tal zurück.

Heute nun erleben wir den fünften Schönwettertag in Folge. Alle Bergbahnen sind abgehakt, aber auf dem Riffelberg, wo das markante Kreuz mit dem grimmigen Jesus steht, sind wir noch nie ausgestiegen. Das muß sich nun heute ändern. Die Gondelbahn bringt uns nach Furi, und eine weitere dann hinauf.

Die Schrift auf dem Kreuz ist unleserlich geworden, aber ich kenne sie, denn meine Eltern waren schon einmal hier: „Willst du Gottes Allmacht sehen, musst du in die Berge gehen.”

Und in die Berge geht man ja nicht nur der Berge wegen, sondern auch um die vielen Alpenblumen zu sehen. Ohne konkretes Ziel laufen wir einfach dem Matterhorn entgegen, während zur Linken wie zur Rechten Enziane, Glockenblumen, Teufelskrallen und noch viele andere Schönheiten den schmalen Bergpfad säumen. Ob man von der Ecke da vorne wohl den Gornergletscher sehen kann? Nein, aber man sieht eine weitere Ecke. Ob man von dort den Gornergletscher…? Irgendwann ist es dann tatsächlich so weit, und wir erblicken in schauriger Tiefe das Eis des zweitgrößten Gletschers der Schweiz. Rein weiß an der einen Stelle, von Geröll bedeckt an der anderen. Der Bach, der vom Theodul herabkommt, fließt unter den Eisstrom hindurch und kommt dann ein Stück weiter aus einem typischen Gletschertor wieder heraus. Aber wie lange noch?

Wir laufen zurück, lassen die Teufelskrallen, Glockenblumen und Enziane diesmal unbeachtet, und besteigen die talwärts fahrende Gornergratbahn, um eine Station tiefer die zweite Wanderung des heutigen Tages anzutreten: durch den Arvenwald zum Grünsee.

Entlang des straßenbreiten Wanderwegs schützt uns ein mannshoher Zaun vor einem Sturz in die Tiefe. Uns Wanderer? Nein, es geht wohl um die Sicherheit der Skifahrer, sollten sie bei Schnee und Eis hier auf dem Weg zur Bahnstation ins Straucheln kommen. Und schon wenigen hundert Metern sieht ja auch alles so aus, wie es sich für einen normalen Wanderweg gehört.

Schon bald stoßen wir auf einen Wegweiser: Riffelalm (von dort kommen wir) 20 Minuten, Grünsee 30 Minuten. Haben wir etwa schon den halben Weg hinter uns? Die alten Arven, zwischen denen sich der Weg nahezu eben entlang schlängelt, verströmen würzigen Duft. Hin und wieder gilt es ein Geröllfeld zu queren, und eigentlich sind die 30 Minuten längst um. Hinter der nächsten Biegung muß jetzt aber endlich der See liegen! Nach einer guten Stunde sind wir dann dort. Die vielen Besucher sind sicher nicht alle über den Arvenweg gekommen, der See liegt vielmehr am „Fünf-Seen-Weg”, den wir letzten Mittwoch ja nur unvollständig begangen haben.

Vom See aus bietet sich ein schönes Panorama

Leider ist der Rückweg genauso weit wie der Hinweg, aber irgendwann ist auch das geschafft und der bisher anstrengendste Wandertag zu Ende. Fast. Denn die E-Bus-Haltestelle liegt ein gutes Stück von unserem Quartier entfernt. Für morgen sind die Wetteraussichten leider nicht mehr so gut.

Category: Allgemein, Zermatt 2020  Comments off

Im und über dem Gletscher

Großkabinen-Pendelbahnen waren gestern, heute sind Umlaufbahnen angesagt. Statt je einer bergwärts und einer talwärts fahrenden Kabine, die einander dann auf halber Strecke begegnen, hängen bei einer Umlaufbahn Dutzende von Kabinen am Tragseil, wie bei einem Sessellift. Nur mit dem Unterschied, daß man nicht bei voller Reisegeschwindigkeit aussteigen oder abspringen muß. Und es gibt Zwischenstationen.

Zu unserer Überraschung funktioniert auch die Matterhornbahn, die nur ein paar Schritte von unserer Wohnung entfernt startet, nach diesem Prinzip. Und deshalb heißt es kurz vor der Mittelstation Furi: Passagiere nach Schwarzsee und Trockener Steg können sitzen bleiben. Man fährt dann also in seiner 8er-Kabine in die Station, wird abgebremst, die Türen öffnen sich, man ignoriert es, die Türen schließen sich wieder, und schon rollt man wieder hinaus und schwebt weiter den Hang hinauf. Aber oben am Schwarzsee werden wir dann ja wohl umsteigen müssen? Mitnichten! Was sich nach dem nun schon bekannten Bremsen, Öffnen, Schließen und Abrollen jedoch ändert ist die Fahrtrichtung: statt in südwestlicher geht es in östlicher Richtung und – bergab. Denn die Station Furgg liegt in einer Senke. Zu Zeiten der Matterhorn-Erstbesteiger wäre man hier noch mitten im Gletscher gewesen. Dann geht es wieder aufwärts, in Richtung Trockener Steig, wo die Großkabinenbahn zum Kleinen Matterhorn startet.

Großkabinenbahn? Auch hier wurde umgebaut, parallel zur ersten Seilbahnstrecke gibt es jetzt eine zweite, mit geräumigen 28-Personen-Kabinen. Und es ist ebenfalls eine Umlaufbahn, die Kabinen treffen im Minutenabstand ein, gleiten gemächlich den Bahnsteig entlang, man steigt ein und setzt sich, die Tür schließt, und schon geht es hinaus aufs Tragseil, wo sich schon bald atemberaubende Tiefblicke auf den Theodulgletscher auftun.

Ausblick vom Kleinen Matterhorn auf das große, auf Zermatt und aufs Breithorn

Das Kleine Matterhorn ist mit knapp 3.900 Metern der höchste Seilbahngipfel Europas. Wir spüren beim Aufstieg zur Aussichtsplattform die dünne Luft. Oder ist es vielleicht doch die gigantische Aussicht, die einem hier oben den Atem raubt? Zur Linken das Matterhorn, in der Tiefe der Gornergletzscher, zur Rechten das Breithorn mit seiner riesigen Firnwächte und der schneebedeckten Südflanke, über die sich zahlreiche Seilschaften hocharbeiten. Im Süden dann das größte Sommerskigebiet Europas, und in westlicher Ferne der Mont Blanc. Wie weit der Blick wohl reichen mag? Ganz im Süden zeichnet sich eine markante Spitze ab: es ist der 150 Kilometer entfernte Monte Viso in den italienisch-französischen Alpen.

Neben der spektakulären Aussicht ist das „Glacier Paradise” eine weitere Attraktion. Man fährt mit dem Aufzug ein Stück weit in die Tiefe und betritt sodann – das Innere des Gletschers! In die Stollen mit ihren weiß glitzernden Wänden und Decken sind Nischen geschlagen, in denen Skulpturen aus Eis ausgestellt sind. Das staunende Auge erblickt allerlei lebensgroße Tiere vom Adler bis zum Murmeltier, allesamt durchscheinend und effektvoll beleuchtet. Um die Buddhagrotte herum sind gespendete Münzen ins Eis eingefroren. Und auch eine Eisbar fehlt nicht, leider aber ohne Ausschank.

Die Fahrt hinab über den Gletscherbruck ist ebenso eindrucksvoll wie hinauf. Wir halten uns noch einige Zeit am milchigtrüben Gletschersee neben der Umsteigestation auf dann noch eine weitere am Schwarzsee, direkt am Fuß des Matterhorns. Von hier würde man hinaufsteigen zur Hörnlihütte und zum gleichnamigen Grat.

Category: Allgemein, Zermatt 2020  Comments off

Zwei Matterhörner

Man war nicht in Zermatt, wenn man nicht mindestens einmal mit der Zahnradbahn auf den Gornergrat gefahren ist. Und das seit nunmehr 122 Jahren.

Der rotbraune Zug startet so pünktlich, daß man die Uhr danach stellen könnte. Schweizer Präzision eben. Mit wechselnden Vordergründen, aber immer demselben Hintergrund gewinnt der Zug, unterstützt von seinem Zahnrad, rasch an Höhe. Schon sind wir über der Baumgrenze, fahren durch grüne Matten, die immer mehr von Felsen durchsetzt sind, bis schließlich nur noch Felsen vor den Fenstern vorbeiziehen. Gornergrat! Die Sonne lacht vom Himmel, die Luft ist warm, und die vielen Menschen verteilen sich rasch entlang der Aussichtspunkte.

Eine etwas exponierte Stelle hat es mir besonders angetan. Da stelle ich mich auch hin, wenn die Frau vor mir weg ist, sage ich. Rasch springt die Genannte zur Seite. Vertreiben wollte ich Sie jetzt nicht, versuche ich mich bei ihr zu entschuldigen, wir haben doch Zeit. Eigentlich nicht, antwortet sie, die Gletscher schmelzen nämlich rapide dahin.

Nun, ganz so schnell geht es dann doch nicht. Aber hier in Zermatt und speziell am Gornergletscher und seinen seitlichen Zuflüssen hat man den beträchtlichen Schwund der letzten Jahrzehnte fast überall vor Augen. Die seitlichen Eisströme enden mittlerweile, noch bevor sie den Hauptstrom erreichen, der ehemals erheblich höhere Stand der Gletscheroberfläche ist deutlich zu erkennen. Sogar der Hauptstrom selbst ist abgerissen, und der untere Teil des Gornergletschers wird nur noch von seinem mächtigsten Zufluß, dem Grenzgletscher, gespeist.

Etwas unterhalb der Gipfelstation, genauer gesagt in der Nähe des vorletzten Haltepunktes, soll es einen kleinen See geben, in dessen Wasseroberfläche sich bei Windstille das Matterhorn spiegelt. Der See ist schnell gefunden, aber wir sind natürlich nicht die einzigen hier, und bei dem Gewimmel und Geplärre rundum will sich keine rechte Stimmung einstellen. Aber es gibt weiter unten noch einen zweiten, etwas kleineren See. Um ihn zu finden, folgt man einfach den Alphornklängen. Der Alphornist spielt nicht perfekt, aber immerhin gut genug, um das Schweizgefühl noch mehr zu heben als es der Anblick des Matterhorns ohnehin schon die ganze Zeit über tut.

Und dann stehen wir endlich am wollgrasbewachsenen Ufer jenes kleinen Bergsees, dessen Wasser das steinerne Dreieck am Horizont in jene markante Raute verwandelt, derentwegen wir hergekommen sind.

Mental schon auf jenen Menschentyp eingestellt, der den später Ankommenden gerne ein Spiegelbild mit einer Picknickgruppe mittendrin beschert, sind wir angenehm überrascht, daß nur gelegentlich eine Rot- oder Blaujacke ein Weilchen am gegenüberliegenden Ufer herumzappelt und dann das Bild wieder freimacht.

Der große und der kleine Spiegelsee verdoppeln übrigens nicht nur die Berge und alles, was sich sonst noch über ihre Ufer erhebt. Auch jeder der kleinen Fische wird von einem Schatten begleitet. Und sogar die Libellen schwirren im Doppelrumpf einher. Ach so, die paaren sich.

Category: Allgemein, Zermatt 2020  Comments off